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Predigt über Psalm 37, 5 zur Goldenen und Diamantenen Konfirmation am 5. April 2009

Liebe Jubilare der Diamantenen und der Goldenen Konfirmation, liebe Gemeinde!

1949 und 1959, das sind die beiden Jahre, an die wir uns heute in besonderer Weise zurück erinnern. An die Tage Ihrer Konfirmation und an die Zeit, die inzwischen vergangen ist. Zehn Jahre Altersunterschied trennen beide Jahrgänge. Zehn Jahre damals, die entscheidend waren für den Wiederaufbau und die Aufbruchsstimmung im Deutschland der Nachkriegszeit. Schließlich machte es einen gewaltigen Unterschied, 1949 ein Jahr nach der Währung konfirmiert zu werden, oder 1959, als es aufwärts ging und die Eltern ein ordentliches Fest ausrichten konnten. Doch auch 1949 gab es Natron- und Marmorkuchen oder sogar Erdbeertorte mit Bisquitboden. Anzug oder Kleid wurden genäht oder von Verwandten geliehen, wenn etwas passte, und natürlich trugen alle Schwarz. Bei der Vorstellung durften die Kleider bunt sein. Für die Mädchen war es aufregend, die ersten Nylonstrümpfe zu tragen (Wer es sich leisten konnte, sie in Frankfurt für 12 DM zu kaufen). Dazu gehörte auch eine schwarze Schleife für den Zopf. Denn erst nach der Konfirmation durften die Haare abgeschnitten werden. Zehn Jahre später war das schon anders, da war man etwas moderner.

Ihre Erinnerungen an diese Zeit sind unterschiedlich, nicht nur durch die zehn Jahre, die dazwischen liegen, auch durch die unterschiedliche Wahrnehmung, die jede und jeder von Ihnen hat. Vor allem auch an die Konfirmandenzeit, an die Streiche, die Sie spielten, und dass Sie zusammen hielten und nichts verrieten, wenn der strenge Pfarrer Veller von der Kanzel verkündete, Sie würden nicht konfirmiert. Da hatten es die goldenen Konfirmanden leichter, Pfarrer Bremmer war nicht so streng, diese Rolle hatte Lehrer Adami. Doch Streiche haben Sie sich auch ausgedacht und sich versteckt, wenn eigentlich die Konfirmandenstunde war. Viel zu lernen gab es, den Katechismus und die Lieder, bei der Prüfung ging es streng zu, grimmige Herren saßen Ihnen gegenüber und haben Sie abgefragt. Eine besondere Aufgabe für die Jungen war es, die Glocken zu läuten, und die Mädchen mussten die Kirche vor der Konfirmation putzen. Das ist auch heute so, allerdings helfen die Eltern, und die Jungen sollen auch mitmachen.

Mit der Konfirmation begann ein neuer Lebensabschnitt für Sie alle. Eigentlich, denn für den Jahrgang 1959 hieß es, noch bis September die Schulbank zu drücken. Das war ärgerlich, weil Sie gern auch schon gern samstags ausgegangen wären und es noch nicht durften.

Ab September hieß es für Sie dann auch: Die Kindheit war zu Ende, für die älteren unter Ihnen war sie geprägt von schwerer Handarbeit, auf dem Feld und im Stall, denn oft musste der Vater ersetzt werden, der im Krieg gestorben war. Nun wartete die Welt der Erwachsenen schon. Doch hätten Sie damals schon geahnt, was das Leben für Sie bereit hielt, was Sie erleben würden, welche schönen und welche bitteren Seiten Sie kennen lernen würden? Heute möchte ich mit Ihnen auch auf diese sechzig bzw. fünfzig Jahre blicken, die zwischen damals und heute liegen, welche Wege Sie gegangen sind, welche Umwege es manchmal waren, von welchen Höhen und Tiefen Sie im Leben geprägt wurden. Und diese Zeit möchte ich unter das Wort aus Psalm 37 stellen. Vielleicht ist es der Konfirmationsspruch für den einen oder die andere. Da heißt es in Vers 5:

Befiehl dem Herrn deine Wege und hoffe auf ihn, er wird ´s wohl machen.

Und zu diesem Psalmvers passt das Labyrinth, das Sie auf dem Gottesdienstblatt sehen. Es ist die Darstellung eines großen Labyrinths, das auf dem Fußboden der Kathedrale von Chartres in Frankreich um 1216 ausgelegt wurde. 12 ½ Meter misst es im Durchmesser und ist durchaus beeindruckend. Es ist ein weiter Weg, den man vom Anfang bis zur Mitte zurücklegen muss. In der Kathedrale von Chartres haben Menschen durch die Jahrhunderte diesen Weg als Pilgerweg genutzt, sie sind ihn gegangen als Bußweg auf der Suche nach der Mitte. Der Weg durch das Labyrinth wird zum Bild für den Lebensweg. Das Labyrinth ist Symbol für das Leben, für das menschliche Suchen nach Sinn, nach der Mitte, nach sich selbst und damit auch nach Gott.

Ich lade Sie ein, das Labyrinth einmal zu betreten, nur in Gedanken oder mit dem Finger. Denn wer die Mitte erreichen will, muss sich aufmachen. Niemand wird das Leben finden, der nicht aufbricht, sich nicht auf den Weg macht, sich nicht verändert oder nicht Neues entdeckt. Die Konfirmation war für viele so ein Aufbruch mit der Lehre, mit der Arbeit, mit dem Erwachsen - Werden und eigenen Erfahrungen machen. Doch dann merkt man schnell, dass der Weg durch das Labyrinth „Leben“ komplizierter ist, als zunächst gedacht. Und wenn Sie mit dem Finger den Weg entlang fahren, merken Sie es auch. Mal geht es ein Stück geradeaus, die Mitte wird schon ins Auge gefasst und umrundet, doch dann kehrt der Weg um. Viele Kehrtwendungen und Umwege müssen erst gegangen werden, die Mitte, die greifbar nahe scheint, ist plötzlich wieder weit weg. Wir stoßen an Grenzen, müssen umkehren und die Richtung ändern. Und manchmal weiß man unterwegs gar nicht, wo man sich gerade befindet, ob nah oder fern vom Ziel.

Wenn Sie Ihr Leben betrachten, werden Sie solche Umwege und Kehrtwendungen entdecken und die Momente, in denen Sie sich dem Ziel ganz nahe fühlten, in denen Sie glücklich waren, weil Sie eine eigene Familie gründeten, die Kinder zur Welt kamen, beruflich alles gut lief oder auch ein Haus gebaut werden konnte. In beiden Konfirmandengruppen haben sich Paare gefunden, vielleicht war schon während der Konfirmandenzeit Interesse füreinander da.

Die Umwege und Kehrtwendungen waren eher da zu spüren, als Schwierigkeiten auf Sie zukamen, als Sie Enttäuschungen verkraften mussten, als Krankheiten zu überstehen waren, als Sie verzweifelt oder unzufrieden waren und sich weit weg von der Mitte fühlten.

Doch im Nachhinein können Sie vielleicht sagen, kein Weg war umsonst, alle Wege, auch die Umwege und Kehren gehörten zu meinem Leben dazu und haben mich zu dem Menschen gemacht, der ich heute bin. Wenn Sie das Labyrinth genauer betrachtet haben, ist Ihnen sicher aufgefallen, dass es da keine Irrwege oder Sackgassen gibt. Das unterscheidet das Labyrinth vom Irrgarten. Hier ist kein Weg umsonst. Der Weg mag aus vielen Umwegen bestehen, von vielen Kehren begleitet sein, aber ohne sie findet niemand zur Mitte. Das ist eine sehr tröstliche Vorstellung: Kein Weg ist vergeblich und selbst wenn ich mich ganz an den Rand gedrängt fühle, ist das nicht ohne Sinn für meinen Lebensweg.

Befiehl dem Herrn deine Wege und hoffe auf ihn, er wird ´s wohl machen.

Der Psalmvers drückt aus, dass wir uns nicht allein auf diesen Lebensweg begeben, dass Gott uns begleitet, dass Gott da ist, wenn wir nicht mehr weiter wissen, wenn wir das Ziel aus den Augen verlieren, wenn wir an erlittenen Ungerechtigkeiten verzweifeln, wenn Sorgen und Zweifel unser Herz schwer machen. Sie haben es auch als Gruppe erfahren, die Diamantenen Jubilare, denn Sie mussten in jungen Jahren oft hinter einem Sarg eines Schulkameraden gehen und haben nicht verstanden, warum es so war.

Im Nachhinein können Sie sagen: Gott ist da auf allen unseren Wegen. Wenn wir ihm vertrauen auf allen unseren Wegen, den geradlinigen und den Umwegen, denen nahe der Mitte und denen, weit davon entfernt, dann wird er ´s wohl machen. Gott kann alles zusammenfügen zu einem sinnvollen Ganzen, kann es hinführen zur Mitte des Lebens, hin zu Gott selbst.

Befiehl dem Herrn deine Wege und hoffe auf ihn, er wird ´s wohl machen.

Mit diesem Psalmvers können wir Gott unser Leben anvertrauen, es wird dadurch kein besonders heiliges Leben, es bleibt so wie es ist mit allen Brüchen, Umwegen und Richtungsänderungen, aber wir können es gehen im Vertrauen, dass Gott uns durch alles hindurch führt und trägt. In der Konfirmandenzeit ist vielleicht die Tür zu Gott aufgestoßen worden, die Jesus Christus uns öffnet, der von sich gesagt hat: „Ich bin der Weg und die Wahrheit und das Leben“. Dass Sie auf diesem Weg Ihr Leben gehen konnten und die Begleitung Gottes gespürt haben, das hoffe ich für Sie. Manche von Ihnen hat es weit hinaus in die Welt getragen.

Und dass Sie diesen Weg auch in Zukunft gehen können und Gottes Begleitung spüren werden in den Jahren, die das Leben für Sie bereit hält, das wünsche ich Ihnen.

Das Bild des Labyrinthes zeigt Ihnen: Jeder Teil des Weges gehört zu meinem Leben und ist wichtig, damit mein Leben ein Ganzes wird, damit ich zur Mitte gelange. Wir können Gott unser Leben anvertrauen und alle unsere Wege befehlen, auch eigene Schwächen, Misserfolge und den Schmerz und wir können uns dem Leben, das noch vor uns liegt, öffnen.

Befiehl dem Herrn deine Wege und hoffe auf ihn, er wird ´s wohl machen. Amen.

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