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Geschichte des Ortes und der Pfarrkirche
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Vom Heiligenschein der Christen

Die Gnade unseres Herren Jesus Christus und die Liebe Gottes und die Gemeinschaft des heiligen Geistes sei mit uns allen. Amen.

Liebe Gemeinde, am Anfang meiner Vorbereitung auf diesen Gottesdienst stand ein Mißverständnis. Irgendwie hatte ich im Kopf, der 20. So n. Tr. sei der „Missionssonntag“-vielleicht auch deswegen, weil die Kollekte heute für die Mission sein wird. Und dann suchte ich nach Material zum Vorbereiten in den Handbüchern zum Kirchenjahr vergeblich danach. Zwar kennt die römische Kirche am Ende des Kirchenjahres einen solchen Sonntag, und in manchen evangelischen Kirchen wird am Sonntag „Rogate“ besonders an die Mission gedacht. Da aber ist bei uns Konfirmation.

Es war also nichts mit dem Thema – oder doch? Je mehr ich mich mit dem Thema befasste, desto mehr passte das Thema „Mission“ zum Predigttext. Bevor ich aber verrate, was das Thema dieses Sonntages ist, möchte ich ein kleines Experiment machen und Sie, liebe Gemeinde, um Ihren Beitrag bitten: Was fällt Ihnen zum Thema „Mission“ ein? ("Gottes Wort verkündigen", "Es ist vielleicht nicht so gut, anderen den eigenen Glauben über zu stülpen") Danke!

Werden Sie sich wiederfinden? Wir werden sehen. Was hat Mission aber mit dem Thema des Sonntags zu tun? Was ist eigentlich das Thema? Das Evangelium zum heutigen Sonntag handelt vom Versuch der Pharisäer, Jesus mit einer Frage zur Ethik aus der Reserve zu locken – da ging es um die Ehescheidung: Was soll man tun? Mose hat uns erlaubt die Ehe zu scheiden. Jesus aber verweist auf die Unlösbarkeit der Gemeinschaft von Verheirateten, von Männern und Frauen, die Gott zusammenn geführt hat. Ein Handbuch zum Kirchenjahr überschreibt den heutigen Sonntag dementsprechend mit „Die Ordnungen Gottes“.

Aber was wäre daran christlich? Nach den Ordnungen Gottes zu leben versuchen auch Juden und Moslems. Es waren ja gerade jüdische Schriftgelehrte, die Jesus im Evangelium nach dem Scheidebrief fragten. Juden und Moslems zumindestens ist es das Wichtigste im Leben, Gott zu dienen und seinen Geboten zu folgen. Wenn es das wäre, was auch Christen auszeichnet, dann gäbe es gar keinen Unterschied zu den anderen Buchreligionen, zu unseren Vätern und Neffen im Glauben.

Ja- ist es das denn etwa nicht? Kommt es nicht gerade darauf an, was wir tun und wie wir leben? Entscheidet sich denn nicht gerade in unseren Beziehungen unterneinander, und besonders im Verhältnis von einem Mann und einer Frau, die sich lieben, was Liebe ist, ob Gottes Geist in dieser Welt wirkt?

Vielleicht gibt uns der Predigttext eine Antwort darauf:

1 Weiter, liebe Brüder, bitten und ermahnen wir euch in dem Herrn Jesus - da ihr von uns empfangen habt, wie ihr leben sollt, um Gott zu gefallen, was ihr ja auch tut -, dass ihr darin immer vollkommener werdet.
2 Denn ihr wisst, welche Gebote wir euch gegeben haben durch den Herrn Jesus.
3 Denn das ist der Wille Gottes, eure Heiligung, dass ihr meidet die Unzucht
4 und ein jeder von euch seine eigene Frau zu gewinnen suche in Heiligkeit und Ehrerbietung,
5 nicht in gieriger Lust wie die Heiden, die von Gott nichts wissen.
6 Niemand gehe zu weit und übervorteile seinen Bruder im Handel; denn der Herr ist ein Richter über das alles, wie wir euch schon früher gesagt und bezeugt haben. (3.Mose 19,11)
7 Denn Gott hat uns nicht berufen zur Unreinheit, sondern zur Heiligung.
8 Wer das nun verachtet, der verachtet nicht Menschen, sondern Gott, der seinen Heiligen Geist in euch gibt. (Lk 10,16)
9 Von der brüderlichen Liebe aber ist es nicht nötig, euch zu schreiben; denn ihr selbst seid von Gott gelehrt, euch untereinander zu lieben. (Joh 13,34)

Ein starker Text, geschrieben aus der Ferne an eine Gemeinde, die unter Verfolgung und Zweifeln litt. Das immer wieder vorkommende Schlüsselwort ist „Heiligung“. (Vv3.7)

Um die vorher aufgeworfene Frage damit zu beantworten: Ja, genau so wie für Juden und Moslems sollte es auch unser erster Wunsch sein, Gerechtigkeit und Liebe zu üben. Wenn wir es schaffen, uns im Einsatz für eine gerechtere Welt mit ihnen zusammen zu tun, anstatt von Vorurteilen geleitet ihnen aus dem Weg zu gehen, dann wäre schon eine Menge geschafft.

„Heiligung“ - ist das also, ein Heiliger oder eine Heilige zu werden? Klar ist, dass es mit dem Leben zu tun hat, ob man als Heilig gilt. Interessanterweise nimmt Paulus nicht nur die Sexualität als Beispiel, auf die sich manche Ausleger gestürzt haben, sondern auch die Gerechtigkeit im Handel. Wer meint, es sei besonders schlau, den Partner beim Geschäft auszutricksen und zu betrügen, wird vor Gottes Richterspruch nicht bestehen. (vv7-8)

Leben nach Gottes Geboten, das ist Heiligkeit und darin, dass Gott dies will, sind wir Christen uns mit Juden und Moslems einig.

Es gibt aber doch einen Unterschied, sozusagen ein Alleinstellungsmerkmal, das sich im letzten Vers unseres Predigttextes andeutet (V9): Gott macht. Besonders Paulus hat dies deutlich erfahren – er hat diese Heiligung am eigenen Leibe erlebt. Sie ist immer schon von Gott geschenkt und muss von uns nicht neu und aus der Sünde heraus geleistet werden. Denken wir an die Verse aus dem 2. Korintherbiref, die wir vorhin hörten: Die Lesung fing an mit „Ihr seid unser Brief“ - Sie beschrieb das Leben im Neuen Bund. (v3). Paulus versucht immer wieder Worte dafür zu finden, wie Gott es schafft, dass Paulus es schafft, zu wirken, und die Christen in Korinth es schaffen, wie ein Brief zu leben.

Und damit sind wir endlich bei der Frage vom Anfang: Was hat dieser Gottesdienst mit der Mission zu tun? Eine überzeugende Antwort auf die Frage, was denn Mission sei, lautet: „Man soll nicht so viel von Gott reden, sondern so leben, dass man gefragt wird“. Paulus schrieb, dass der Buchstabe tötet und der Geist lebendig macht.

Lebendig sein im Glauben, heilig leben, das heißt ein Brief Gottes zu sein, erkannt und gelesen von allen Menschen. Das bedeutet übrigens, und das ist ganz wichtig, dass alle Christen heilig sind. Noch einmal: Paulus – und wir alle - haben diese Heiligung am eigenen Leibe erlebt. Das Zeichen dafür ist die Taufe, das Mittel der Glaube, der Grund und Beweger der heilige Geist. Heiligung ist immer schon von Gott geschenkt und muss von uns nicht neu und aus der Sünde heraus geleistet werden.

Hier liegt in der Volksfrömmigkeit ein großes Missverständnis vor, und die römische Kirche bedient es nach Kräften, wenn sie Menschen, die Gutes getan haben, heilig spricht. Dies ist übrigens weltweit und bei allen Menschen zu beobachten, und auch unter Juden und Moslems kommt es vor, dass Menschen an die Gräber irgendwelcher Leute gehen, die sie verehren, und sich von ihnen Hilfe versprechen. Selbst römisch-katholische Dogmatikprofessoren nennen dies, was es ist: Aberglauben. Denn wenn man wegen Bettnässen zum heiligen Blasius geht, ist das genauso Götzendienst wie zu Elias Zeiten.

Das Neue Testament, Jesus, Paulus und Johannes haben uns ein anderes Verständnis überliefert: Heilig ist, wer Gott glaubt. Er wird danach leben – auch wenn es Rückschläge gibt. Gerade darin, dass er nicht perfekt ist, ist dieser Brief Gottes an die Menschen glaubwürdig. Christen sind nicht allein. Die Formel aus dem dritten Artikel des apostolischen Glaubensbekenntnisses „Ich bekenne die Gemeinschaft der Heiligen“ bedeutet eigentlich nichts anderes als: „ich stehe dazu, dass Christen zusammen halten“ - wie gerade jetzt, wo wir, die Heiligen, im Gottesdienst versammelt sind.

Und der Friede Gottes, welcher höher ist als alle Vernunft, bewahre Eure Herzen und Sinne in Jesus Christus. Amen.

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